D.O. Montilla-Moriles – Nur eine günstige Alternative zu Jerez, oder doch die bessere Wahl?
Sehr lange Zeit Grundweinlieferant für die Soleras in Jerez, kämpft die 1945 gegründete D.O., wie alle Produzenten gespriteter Weine, unermüdlich gegen Verkaufsrückgänge und um eine bessere Reputation. Bis in die 30iger Jahre des letzten Jahrhunderts als einer der vier weltbesten Weine gerühmt, verblasste in den letzten 70 Jahren dieser Ruhm komplett – Mitschuld war hier sicherlich die Enge Verwandtschaft mit Sherry und dessen Niedergang.
Der wohl wesentlichste Unterschied ist die den Weinen zugrundeliegende Rebsorte und ihrer Eigenschaften. Haben wir es in Jerez (von reinsortigen Moscatel und Pedro Ximénez Süßweinen einmal abgesehen) ausschließlich mit Palomino zu tun, so entstehen in Montilla-Moriles alle Varianten (auch die trockenen!) aus Pedro Ximénez. PX dominiert die derzeit rund etwas mehr als 10.000 ha Anbaufläche mit ca. 70 – 80 % (je nach Quelle), der Rest verteilt sich auf Baladí, Airén, Montepila, mittlerweile auch Chardonnay, Macabeo, Sauvignon Blanc und bei den roten Vertretern Tempranillo, Merlot, Syrah und Cabernet Sauvignon – die allerdings als Jovenes oder Crianzas auf den Markt kommen.
Die nicht so ertragsreiche und etwas krankheitsanfälligere (mit ein Grund für das Verschwinden in Jerez – vor allem auch da sie Feuchtigkeit nicht sehr gut verträgt) PX Traube hat den Vorteil, dass sie sehr hohe Reifegrade erreicht und daher die Grundweine für die Finos – theoretisch – nicht gespritet werden brauchen.
Natürlicher Alkoholgehalt: Dieser natürlich hohe Alkoholgehalt (15 % sind schnell erreicht) wird von den Produzenten gerne als Verkaufsargument verwendet – mit einer gewissen Berechtigung, ist doch vor allem bei jüngeren Vertretern (Finos haben auch hier eine Mindestreifezeit von drei Jahren) dadurch der Alkohol (da nicht zugesetzt) wesentlich besser integriert. Die Produzenten vergessen allerdings gerne zu erwähnen, dass zur notwendigen Alkoholkorrektur im Laufe des Ausbaus sehr wohl Alkohol zugesetzt wird. Und bei entsprechend langem Ausbau ist auch in Jerez der Alkohol perfekt integriert (von wenigen Ausnahmen abgesehen). Ja und in schlechten Jahren, falls die Trauben nicht die erforderlichen Zuckerwerte liefern, wird auch hier sehr wohl gespritet.
Höherer Glyzeringehalt: Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist der deutlich höhere Glyzeringehalt im Jungwein und dadurch auch in den Finos etc., die dadurch im Vergleich zu Jerez etwas körperreicher und „fetter“ wirken, einen nicht so staubtrockenen Eindruck hinterlassen und die salzigen Aromen eher im Hintergrund stehen lassen. Im Vergleich: Finos aus Montilla haben (je nach Ausbauzeit) unter 6 g, Finos aus Jerez kommen selten über 2 g. Von der Aromatik her tendieren Finos aus Montilla-Moriles eher zur Haselnuss, Finos aus Jerez eher zu Salzmandeln.
Bei Amontillados, Olorosos etc. ist dieser Glyzeringehaltunterschied insofern nicht mehr so spürbar und relevant, da es degustatorisch einfacher ist, einen Unterschied zwischen 2 und 5 g festzustellen, als einen zwischen 7 und 10 g. Auch von der Aromatik nähern sich die beiden D.Os. in diesen Fällen aufgrund des teilweise sehr langen oxidativen Ausbaus, der etwaige Grundweinunterschiede nivelliert, ziemlich an.
Quelle: Klaus Hackl / Bruno Resi