Heute geht’s mit dem Mietauto von a Coruna ca. 100 KM in den Süden Richtung Porto.
Dort werde ich von Vicky Bueno – Mitglied der Besitzerfamilie vom Weingut Pazo de Señorans – erwartet, um mir das Weingut und die Weine zu präsentieren.
Auf Pazo de Señorans wurde ich bereits vor 2 Jahre aufmerksam, als ich einen 2008er Albarino verkostete, den ich keinen Tag älter als 2-3 Jahre einschätzte.
Als ich dann bei meiner Vorbereitung auf die Galizienreise beim Durchstöbern des Guia Penin (DEM Führer spanischer Weine schlechthin) wieder über den Namen Pazo de Señorans als eines der besten Weingüter im Rias Baixas stieß, nahm ich Kontakt auf und vereinbarte diesen heutigen Termin.
Begleitet wurde ich von dem typischen Wetter seit 3 Tagen: Nieselregen – Regenschauer – Sturm. Je näher ich meinem Ziel komme, umso mehr erinnert mich alles an das Vinho Verde im Norden Portugal: die Häuser in den Orten sind aus großen Granitsteinen gebaut und die Ortsbilder wechseln zwischen sauber aufgeräumten und schönen Häusern und verlassenen bzw. verwahrlosten Häusern in den kleineren Städtchen. In den größeren Städten schaut’s sehr durchwachsen aus – teilweise wird renoviert, neu gebaut und daneben verfallen die Häuser.
Das Weingut Pazo de Señorans ….
ist ein Famlienbetrieb und kaufte im Jahr 1979 das Weingut, auf dem neben Wein auch noch auf 12 ha Kiwi’s erzeugt wurden und werden (was ich nicht wusste: Portugal ist und war neben Neuseeland ein großer Kiwi-Produzent …). Vickiy Familie war und ist eine Triebfeder im Gebiet zur Gründung des Rias Biaxas und Vicky’s Mutter war auch seit der Gründung von Rias Biaxas im Jahre 1988 25 Jahre lang Präsidentin der DO.
Das alte und neue Weingut und der Keller
In dem traditionellen Haus, das bis vor wenigen Jahren der Produktion gedient hat, befindet sich nur noch die hauseigene Brennerei . Ja – hier wird noch im Kupfer traditionelle Orujo gebrannt – wie Grappa ein Tresterbrand – und ein Aguardente, der gemeinsam mit Kamille und Kräutern gebrannt wird. Die ehemaligen Büro- und Produktionsräume wurden zu einem Veranstaltungszentrum umgebaut, das hauptsächlich für Hochzeiten und Firmenevents gebucht wird.
Der neue Weingut ist ein typischer, moderner und gefälliger Zweckbau. Was hier auffällt, die die extreme Reinlichkeit. Alle nicht mehr benötigten Werkzeuge wurden bereits sauber gereinigt und dann mit Folie eingepackt, bis sie nächstes Jahr wieder gebracht werden.
Im Tankkeller stehen ausschliesslich Stahltanks mit einer Füllkapazität von ca. 500.000 Litern – und fast alle im Einsatz (durch die langen Hefestandzeiten von bis zu 40 Monaten und darauffolgende Flaschenreife von bis zu 2,5 Jahren braucht es schon einiges an Platz und Kapazität)
Die Weingärten
Die Böden
Der Boden besteht hier hauptsächlich aus einem feinkörnig, durchsetzten Mischboden (vermutlich mit Schiefer und Lehm durchsetzt) der auf dem Granitboden liegt – darüber eine schmale Erdschicht. Dadurch kann auch der häufige Regen nicht in der Oberfläche bleiben sondern sickert durch den Granit und wird über den Fels darunter in die zahlreichen Flüsse geleitet.
Das Weingut besteht hauptsächlich aus 3 Plots (Weingärten) und hat insgesamt 21 ha unter Wein. Insgesamt wird der Wein – mit Zukauf – von 50-55 ha verarbeitet und die durchschnittlich 250.000 bis 330.000 Flaschen Wein produziert.
Beim Zukauf kommen die Reben von ca. 350 kleinen Weingärten, die von 115 Familien bewirtschaftet werden.
Wie überall ist hier der Zeitpunkt der Lese wichtig – deshalb werden von jedem Wein zumindest 2 Proben gezogen und schwerpunktmäßig aufgrund von Säurewerten und Oxyadionsproben der optimale Lesezeitpunkt festgelegt. Dafür ist die gute Verbindung zum örtlichen Wetterdienst sehr wichtig, der auch die regionalen Gegebenheiten kennt und so in der regenreichen Herbstzeit mithilft, die richtigen Lesezeitpunkte festzulegen.
Erziehungsform
Die Erziehungsform ist hier – wie im benachbarten Vinho Verde – die Pergola. Pro Hektar stehen ca. 700-900 Pflanzen – dort wo Drahterziehung möglich ist, stehen ca. 1.800 Pflanzen pro HA.
Der Ertrag pro ha liegt hier bei 2000 bis 8000 KG pro HA (Erlaubt wären 12.000 – diese sind aber kaum möglich).
Die Weinlese beginnt üblicherweise in der zweiten Septemberhälfte.
Das heurige Jahrgang (2019) hat alles Eigenschaften, um ein guter Jahrgang zu werden – allerdings (wie fast überall in Europa) mit ca. 20% weniger Ertrag als zuletzt.
Probegärten
Es gibt bei Pazo de Senorans seit 3 Jahren eine Probepflanzung, bei der die Hälfte der Gärten mit Pergola-System (siehe Bild oben) und die Hälfte mit Guyot-System (Drahtrahmenerziehung, wie auch bei uns üblich) angepflanzt wurden. Der generelle Unterschied besteht darin, dass die Rebstöcke bei der Pergola erst im 4. Jahr zum ersten Ertrag kommen bei Guyot bereits im zweiten Jahr. Was bereits bei den Trauben heuer feststellbar war, dass die Trauben bei der Pergola irgendwie ausgewogener schmecken – wir sind auf die Ergebnisse gespannt.
Die Weinbau-Region Rias Baixas
Pazo de Senorans liegt in der mit 1.500 ha größten Subregion Val do Salnés – dem Ursprung der Albarino-Traube (Anm: aber auch der kälteste und feuchteste)
Die anderen Subregionen sind:
- Condado do Tea – Hauptrebsorte Teixadura.
- O Rosal – Hauptrebsorte Loureiro.
- Ribeira do Ulla (südlich des berühmten Wallfahrtortes Santiago de Compostela) – hauptsächlich Rotweine (Mencia)
- Soutomaior – ebenfalls nur Albariño
Überhaupt ist die Verbundenheit zu Portugal hier fast näher als zu Spanien: in ca. 1,5 Stunden ist man von hier in Porto und hat hier entschieden mehr Möglichkeiten als in Spanien. Galizien ist auch eine direkte Verlängerung von Portugal (mit dem Unterschied, dass Portugal in der Greenwich-Zeitzone liegt und damit 1 Stunde Zeitunterschied zu Galizien hat).
Die Weine
Pazo Senorans Albarino 2018
Die Weine stammen von ca 12 ha Weingärten mit einem Alter von 25 bis 35 Jahren und liegen mindestens 5 Monate auf der Feinhefe – reinsortiger Albarino – pro Jahr werden hiervon ca. 250.000 Flaschen produziert
Frisch, schlank, cremig – voller Trinkspass bei sehr präsenter Säure. Sollte mindestens bis zu 3 Jahre Trinkspaß machen .. Ich gebe ihm locker 3-5 Jahre
Collection 2015
Die Weine stammen von ca 12 ha Weingärten mit einem Alter von 25 bis 35 Jahren und hat prinzipiell denselben Ausbau wie der Albarino 2018 – allerdings folgen dann mindestens 2,5 Jahre Flaschenreife. Produziert werden ca. 18.000 Flaschen pro Jahr
Hier kommt zur Frische eine angehende Reife, die ihn sofort zu meinem Liebling machen – er erinnert mich von der Kombination von Reife und Frische ein bisschen an unsere reifen botrytisfreien Rieslinge und Grüner Veltliner ….
Potential von mindestens 3-5 Jahren mit Luft nach oben (y) .
Seleccion de Anada 2010
Die Anada liegt mindestens 35 Monate auf der Feinhefe und anschließend 1 Jahr in der Flasche. Die 4 ha Weinberge sind 40-50 Jahre alt und haben einen Ertrag von max. 5000 kg pro ha .
Neben der unglaublichen Frische sticht hier die Komplexität, Mineralität und Salzigkeit „ins Auge“, die diesen Wein scheinbar unsterblich machen. Ich gebe diesem Wein noch locker 10 weitere Jahre – noch können wir es kaum verkosten, da kaum Altbestände von diesem seit 1995 produzierten Wein verfügbar sind.
Last – not least – gegessen haben wir natürlich auch wieder….
Dazu fuhren wir in das kleine Städtchen Vilagarcia in die Pequena Bar – und dann gab’s natürlich pescado-gallego (Fisch auf galicische Art – Gekocht und mit Kartoffel, Paprika und Tomate)